Montag
4. November 2002
18.50 Uhr

Exklusiv in blitz: 

"Geheimprojekt Porsche Cayenne"

Noch nie durfte ein Kamerateam die geheimen
Entwicklungsarbeiten von Porsche filmen. Uns ist es gelungen, zwei Jahre lang den Autobauern bei der Entstehung ihres neusten
Sportwagens über die Schulter zu schauen.
Unter dicken Planen, gut verhüllt steht das neuste Geheimnis von Porsche - ein Millionenprojekt. Ein Auto, wie es der
Sportwagenhersteller noch nie gebaut hat: Der "Cayenne" - der erste Porsche für die ganze Familie. 1998 fällt die Entscheidung,
den Wagen zu bauen. Seit dem arbeiten Entwickler, Ingenieure und Mechaniker rund um die Uhr an dem Auto. Die Neuentwicklung soll auf der Straße so schnell sein wie ein Pfeil und im Gelände all das bewahren, was einen echten Porsche  ausmacht.

 

In Kanada treffen wir im Januar 2001 das erstemal auf die Autobauer. Landschaft, Schnee und Eis nehmen die Männer von Porsche nur als Arbeitskulisse wahr - mit durchgetretenem Gaspedal rasen sie auf vereisten Straßen durchs Land. Mit straffer Hand dirigiert Tourleiter Peter Hass neun Fahrzeuge und 20 Mann durchs Land. Hass sorgt für Disziplin. Auch wir müssen uns unterordnen. Nur wenn die Arbeit nicht behindert wird, darf gefilmt werden.
Das Projekt "Cayenne" ist hochgeheim. Die Erprobung führt 7500 Kilometer durchs Land. 
Die Männer konzentrieren sich ganz auf ihr Auto. Funktioniert die Sitzheizung, ist das Ansprechverhalten beim Gas geben in Ordnung, sind die Armaturen übersichtlich, hat der Schalthebel die richtige Länge. Wenn sie über ihre Arbeit sprechen wirken die Techniker nüchtern. Sie lassen sich ihre Begeisterung nur schwer anmerken. Doch wenn man genau hinhört spürt man ihren Stolz und ihre Begeisterung.
In den Entwicklungsbüros bei Stuttgart entsteht der "Cayenne". Hier werden die Prototypen erdacht und gebaut. Mit Sondergenehmigung und Werkschutz an der Seite dürfen wir in das Allerheiligste der Abteilung: das sogenannte "Package". Hier entstehen die Baupläne des Autos. Alle Mitarbeiter und Abteilungen müssen sich an diesen Vorgaben orientieren.
In sechs Wochen Geduldsarbeit entstehen per Hand die ersten Modelle des "Cayenne". Liebevoll - und bis ins letzte Detail
genau - formen die Modellierer ihr neues Auto, in Originalgröße aus Plastilin und Ton. Anhand der Modelle entscheiden
Designexperten über Farben, Formen und Materialeinsatz. 
Februar 2001. Wir sind in Arjeplog, 60 Kilometer südlich des Polarkreises. Die Seen sind bis zu einer Dicke von 70 cm zugefroren und hart wie Beton. Gunnar Fjellström präpariert seinen See. Den hat er samt Werkstadt an Porsche vermietet.
Hier arbeiten die Fahrwerksspeziallisten. Michael Pfeifer - Porscheingenieur mit der Lizenz zum Testen - drischt den "Cayenne" im Drift über den See: Das Auto muss den Elchtest bestehen. Ein Traumjob für Autofreaks. Bei jeder Fahrt laufen Messgeräte. Sensible Technik, welche Daten liefert - die Pfeifer zum Abstimmen des Regelsystems benötigt. Bei minus 38 Grad wird getestet und erprobt, sechs Tage die Woche, elf Stunden täglich. Harte Arbeit in Postkartenidylle. Fünf Monate lang verbringen die Fahrwerksspezialisten jedes Jahr in Schweden. Alle 14 Tage wechselt die Mannschaft.
Das Akustik-Labor: Wer hier arbeitet, braucht das absolute Gehör. Der "Cayenne" wird wie ein Instrument gestimmt: Hier
entsteht der typische Porschesound. Teile die Störgeräusche verursachen werden verändert, damit der "Cayenne" schon von
weitem auf der Straße als Porsche erkennbar ist. Gleich nebenan - im eigenen Tonstudio - werden die Aufnahmen analysiert und
bearbeitet. Eine akustische Kamera, eine Neuentwicklung aus Berlin hilft erstmals dabei.
Februar 2002, am anderen Ende der Welt - Porsche Sommererprobung in Australien Mit Vollgas rasen die Prototypen durch den Busch. Mensch und Maschine sind gefordert. Täglich werden über 800 Kilometer zurückgelegt. Bis zu zwölf Stunden sitzen die Männer hinterm Steuer. Knochenarbeit. Schwerpunkt der Erprobung: unterschiedliche Straßenverhältnisse. Jetzt muss das Auto zeigen was in ihm steckt.
Im Norden Australiens. Es hat kräftig geregnet. Ein über die Ufer getretener Fluss behindert die Weiterfahrt des Konvois. Für
Teamleiter Hass eine passende Gelegenheit zu demonstrieren was der "Cayenne" alles drauf hat. Wasserdurchfahrten bis zu 50 cm muss das Auto meistern.
Ein Monat später in Deutschland. Werksfotograf Bauer macht Aufnahmen vom "Cayenne". Die Öffentlichkeit soll sich vom
geländegängigen Porsche ein erstes Bild machen können. Die Zeit wird langsam knapp. Noch ein halbes Jahr bis zum Serienstart. Eifrig arbeiten Mechaniker und Ingenieure an letzten Details.
Auf Prüfständen werden im Dauerlauf die Leistungen der neuentwickelten V8 Motoren kontrolliert. Das Fahrzeug wiegt über
zwei Tonnen. Mit bis zu 450 PS und 260 Km/h Spitze - will Porsche neue Standards setzten. Der ganze Stolz der Motorenentwickler verteilt seine Kraft auf alle vier Räder. Im Allradprüfstand läuft grade eine Erprobungsfahrt.
Die letzte Erprobungsfahrt vor dem Serienstart führt uns durch das Tal des Todes in den USA. 47 Grad im Schatten. Mannschaft und "Cayenne" stehen vor einem letzten großen Härtetest. Wieder wird die Expedition von Tourleiter Hass geführt. Die Stimmung ist lockerer, die Anspannung etwas gewichen.
In Utah geht es in schweres Gelände. Alle Systeme des neuen Porsche sind gefordert. Sicher werden die meisten Kunden mit dem teuren Off-Roader nicht so über Stock und Stein fahren. Doch für die Entwickler geht es auch um die Ehre. Der "Cayenne" soll besser sein als alle anderen Geländefahrzeuge. Schließlich ist es ein Porsche.
Nach sieben Millionen weltweit gefahrenen Erprobungskilometern steht das Auto so gut wie vor der Serienreife. Das Auto das fast
alles kann - für Menschen die fast alles haben - ist ein teurer Spaß. 60.000 Euro kostet die Grundvariante. Ab 99.000 Euro gibt es den Turbo. Der geländegängige Porsche wird seine Kunden vor allem in den USA finden.
Zwei Jahre haben wir die Männer von Porsche bei der Entwicklung begleitet. Dabei war ihre eigenartige Leidenschaft am Projekt „Cayenne“ jeden Moment zu spüren. Die Beziehung zwischen Männern und Autos - eine Faszination für sich.
   
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