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Grüne Mathematik

und die "Berliner Wärmewende"

gh vom 16.1.2023

Es ist schon einigermaßen verwunderlich, wenn man alle Grundlastkraftwerke (Braunkohle, Steinkohle, Atomstrom, Gas) abstellen will und man gleichzeitig den Verbrauch an Elektroenergie ins gigantische steigert dadurch, daß man E-Mobilität fördert, elektrisch betriebene Wärmepumpen für alle Haushalte fordert und man nun auch noch den winterlichen Wärmebedarf von ganz Berlin über Wärmepumpen elektrifizieren will.

So meldete der Tagesspiegel am 15.1.2023 dazu einen utopischen Plan von Frau Jarasch (Senatorin für Umwelt und Verkehr):

Nun will der Berliner Senat zwei Milliarden Euro ausgeben (die er wohl kaum hat), um die Wärmeversorgung von ganz Berlin umzubauen auf alternative Energien, wie Abwärmenutzung aus Gewerbe und Industrie, Abwasserkanälen, Rechenzentren oder U-Bahn-Stationen. Zudem soll mehr Geothermie genutzt werden.

Das alles geht nur über Wärmepumpen - und die brauchen Unmengen an Elektroenergie.

Man könnte meinen, wir haben es mit einer neuen Mathematik zu tun.

Die geht dann etwa so:

Wir haben 100 Grundlastkraftwerke (Kohle, Atomstrom, Gas) in Deutschland, die alle abgeschaltet werden. Dafür erhöhen wir gleichzeitig den winterlichen Grundbedarf an Elektroenergie auf etwa das Zehntausendfache. Als Formel:

Man nehme die koinzidierenden Einsen der linken Seite und schreibe dafür eine Eins auf die rechte Seite. Dann hänge man die Nullen der linken Seite an. Fertig ist grüne Mathematik!

Fragt sich nur, ob diese Mathematik auch bei den Steuern anwendbar ist. Auch sind mir die sonstigen Regeln für Multiplikation, Division oder Addition irgendwie noch nicht so recht klar. Aber sicher werden wir darüber noch aufgeklärt.

Spaß beseite.

Prinzipiell finde ich es in Ordnung, etwas zu fördern, was Marktrelevanz hat. Fördern wir aber technischen Unsinn, der nur durch permanente Subventionen funktioniert, so profitieren einzig und allein die Zuwendungsempfänger. Man muß so etwas dann Vetternwirtschaft, Korruption oder Betrug nennen. Und wie immer zahlt der Steuerzahler, nicht der Klima-"Aktivist" die Zeche.

Im Fall des Energieumbaus kann man als Ingenieur nachrechnen, daß es sich um den Tropfen auf den heißen Stein handelt. Man müßte alle Straßen und Hinterhöfe mit 90 Meter tiefen Erdwärmesonden aufbohren, aber würde doch nur einen Bruchteil der nötigen Energie erhalten.

Einzige Möglichkeit bliebe die Luftwärmepumpe auf jedem Balkon. Die würde zwar über das Jahr Energie sparen helfen, aber ausgerechnet dann, wenn es draußen bitter kalt und dazu feucht ist, versagt sie komplett: Sie friert ein. Schlußendlich würde der Strombedarf von Berlin explodieren, weil man unbemerkt ausgerechnet im kältesten Winter nur noch elektrisch heizt. Es ist und bleibt ein Wolkenkuckuksheim.

Aus einem Artikel in der BZ vom 14.3.2022 "Das Energiemärchen der Senatorin Jarasch hilft uns nicht weiter" von Gunnar Schupelius ging hervor, daß 1,2 Millionen Haushalte in Berlin Fernwärme beziehen. Der Rest heizt vorwiegend mit Erdgas.

Verbraucht eine durchschnittliche Berliner Wohnung vielleicht 6 Kilowatt, dann braucht ganz Berlin etwa 7,2 Millionen Kilowatt oder 7200 Megawatt oder 7,2 Gigawattan Heizleistung. Und zwar auch bei Nacht und bei Windstille.

Nehmen wir an, diese 1,2 Millionen Haushalte werden im tiefsten Winter mit Wärmepumpen versorgt, die bei Fernwärmeversorgung einen Pumpenfaktor von drei erreichen würden (ein Teil Elektroenergie erzeugt drei Teile nutzbare Wärme). Bei einem Verbrauch einer Berliner Wohnung von 6 Kilowatt brauchen wir dann pro Wohnung etwa 2 Kilowatt (2000 Watt) elektrisch (6/3 = 2).

1,2 Millionen Haushalte mal 2000 Watt macht 2,4·109 Watt oder 2,4 Gigawatt oder 2400 Megawatt. Dafür müßte Berlin zwei Atomkraftwerke in der Peripherie bauen. Kühlwasser gäbe es für AKW in Dahme, Spree und Havel genug.

Ob die 2 Milliarden Euro dafür vorgesehen sind? Hier beißt sich die Katze in den Schwanz! Wie wir wissen: Atomkraft geht ja gar nicht!

Um den Bedarf zu decken könnte man die Bevölkerung darauf einschwören, nur noch an schneefreien und sonnigen Wintertagen zu heizen. Dann würden Solarzellen funktionieren.

Auch kann man 1000 Windkrafträder rund um Berlin aufstellen - und darauf hoffen, daß es nie mehr eiskalte, aber windstille Wintertage oder Winterwochen gibt.

Oder man erinnert sich daran, welche starke und einzig stabile Wärmequelle Berlin Sommers wie Winters besitzt. Es sind Spree und Havel.

Durch die Spree fließen am Sophienwerder rund 36 m³ Wasser pro Sekunde, durch die Havel an der Spandauer Schleuse fließen 15 m³ pro Sekunde. Zusammen sind das etwa 51 m³ pro Sekunde (Quelle: Wikipedia Spree) oder 51000 kg pro Sekunde oder 183 Millionen Liter Wasser pro Stunde (51000 kg mal 3600 sec/hour = 183,6·106 kg), dessen Wärmeenergie man anzapfen könnte.

Lassen Sie uns nachrechnen, wieviel Wärme wir dieser stärksten kontinuierlichen Wärmequelle, Spree und Havel, entziehen könnten.

Wasser hat eine spezifische Wärmekapazität von rund 4,2 kJ/(K·kg) (Quelle: Wikipedia Wärmeträger). Das sind 4,2 kWs/(K·kg) oder 1,17 Wh/(K·kg).

Würde man Spree und Havel in Summe um ein Grad kühlen (K für Kelvin), so ließe sich daraus eine Wärmemenge Q von 215 Megawatt pro Kelvin (MW/K) gewinnen:

    Q = 183,6·106 kg/h · 1,17 Wh/(K·kg) = 215 MW/K

Um einer Vereisung zu entgehen, wird die Grenze der Abkühlbarkeit bei ΔT = -3 Kelvin liegen. Man würde 4 Grad kaltes Wasser vom Grund aufnehmen und als 1 Grad kaltes Wasser in den Fluß zurückführen. Auf diese Weise ließe sich eine Heizleistung von theoretisch bis zu 645 Megawatt (3 K mal 215 MW/K) auch im kalten Winter gewinnen.

Leider ist das etwa ein Viertel der (mit Wärmepumpen!) im Winter gebrauchten Heizleistung Berlins von 2400 Megawatt (siehe oben). Zum Verständnis von Leistung und Energie siehe hier.

Die ganz große Frage ist, womit die restlichen drei Viertel der Berliner Wohnungen geheizt werden sollen. Und woher der elektrische Strom für die Wärmepumpen kommen soll: Wir wissen es nicht. Auch das Biotop des Flusses würde sich vermutlich verändern: Geht garnicht! Scheitert am Umweltamt!

Nun steht am 26. März 2023 ein so genannter "Volksentscheid über ein klimaneutrales Berlin ab 2030" an. Dessen Werbekampagnen wurden mit 1,2 Mio. Euro von Sponsoren finanziert, deren wirtschaftliche Interessen wir nicht kennen. Der größte Teil stammt aus den USA. Nun gibt ein Unternehmer kein Geld aus, wenn er nicht genau weiß, daß die eingesetzte Summe ein mehrfaches an Profit abwerfen wird. Was also haben wir zu erwarten? Wer sind die Hintermänner des Volksentscheids und welche Interessen haben sie?

Die Folgen für das Jahr 2030 werden verheerend sein:

CO2-neutral heißt: Kein PKW-Verkehr, kein LKW-Verkehr, eine Million Gasheizungen in Berlin bleiben über den Winter kalt, Ölheizungen sowieso. Gas- und Kohlekraftwerke für Fernwärme werden abgeschaltet. Holzvergaser hingegen dürften erlaubt werden, da sie CO2-neutral sind. Auch das Verheizen von Holz im Kamin wäre CO2-neutral, in der Masse aber fehlen Bäume im Umland.

Was heißt: Kein LKW-Verkehr? Nichts weniger als: Supermärkte werden nicht mehr beliefert. Der Volksmund sagt: "Keiner soll hungern, ohne zu frieren!". Da auch die Berliner Kraftwerke nichtregenerativ mit Erdgas und Kohle arbeiten, fällt der Strom nachts bei Windstille flächendeckend aus. Nun funktionieren weder die sog. "klimaneutralen" Wärmepumpen, noch Internet, Telefon oder Zellfunk (Mobilfunk). U- und S-Bahn bleiben stehen. Die Straßenlaternen gehen aus. Und tausende Berliner Abwasserpumpen im Untergrund pumpen nicht mehr. Wehe dem, der im Erdgeschoß eines Hochhauses wohnt!

Man fragt sich ernsthaft, ob dieser von US-Sponsoren bezahlte Irrwitz aus Unkenntnis der Folgen oder aus vorsätzlichen Gründen erfolgt. Und ob die regierende Bürgermeisterin weiß, was sie Millionen Berlinern zumuten will.

Summa summarum wird diese sogenannnte "Wärmewende" dazu führen, daß die Heizkosten restlos durch die Decke schießen werden, sie werden für die Masse der Berliner unbezahlbar. Eine warme Wohnung wird damit zum Luxusgut der Reichen werden. Gleichzeitig explodiert der Strombedarf für den Betrieb der Wärmepumpen.

Und das schlagen Vertreter der Parteien vor, die hauptsächlich von denen gewählt werden, die höhere Heizkosten überhaupt nicht stemmen können, weil sie vom Steuerzahler daueralimentiert werden? (Aber vielleicht verstehen wir jetzt, was mit dem "Great Reset" des WEF gemeint sein könnte.)

Kann man nicht vorhandene Energie durch grüne Ideologie ersetzen? Man kann offenbar. Denn ein Perpetuum Mobile wurde noch immer nicht erfunden.

Es scheint, der "grüne Weg" führt direkt in eine staatlich organisierte Plan- und Subventionswirtschaft hinein, die in dem Moment zusammenbricht, wo die Steuereinnahmen versiegen. Eine juristische Mauer gegen Industrieflucht aus Deutschland wird bereits errichtet.

Denken wir an die sich infolge rot-grüner Energiepolitik zwangsläufig zuspitzende Industrieflucht aus Deutschland, dann werden die Steuern in ganz kurzer Zeit versiegen. Damit ist der wirtschaftliche Totalschaden und der Untergang Deutschlands unabwendbar.

Bis zum "point of no return" verbleiben nur noch Monate: Die letzten drei Atomkraftwerke sollen im April 2023 geschlossen werden. Frankreich hat daraufhin die Lieferung von Winterstrom an Deutschland bereits abgekündigt. Man bräuchte die Atomenergie selbst, so hieß es.

Wer nicht konkurrenzfähige Technologien fördert, der verbrennt Wohlstand, dessen Land verarmt im internationalen Maßstab sofort.

Nachdem der Neubau von Kaminen und Kaminöfen 2022 verboten wurde, kommt 2023 aus der EU die Wende: Heizen mit Holz sei nachhaltig und klimaneutral, so heißt es. Mal schauen, wann die Atomkraft und wann Diesel für den Kraftverkehr und für die Landwirtschaft nachhaltig wird. Und wann E-Mobilität als ökologische Katastrophe schlechthin verboten wird.

In der DDR gab es dazu einen geflügelten Spruch:


Siehe auch

- Heizen mit Erdgas oder mit Wärmepumpe? (Link)

- Können wir Nord-Stream energetisch ersetzen? (Link)





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